Profilbild Gabriele Pummer auf dem Balkon stehend mit Aussicht auf die Stadt Graz
©GGZ

Im Gespräch mit Gabriele Pummer

„Es braucht sprichwörtlich den weiten Blick in der Pflege.“

Schwarz: Liebe Gabi, danke, dass du dir Zeit für dieses Gespräch nimmst und uns ein bisschen an deinem Leben teilhaben lässt. Gerne würde ich zu Beginn den „privaten“ Menschen kennenlernen. Wie würdest du dich beschreiben?

Pummer: Das ist gar nicht so leicht, eigentlich rede ich nicht so viel über mich. Ich bin auf jeden Fall sehr gewissenhaft, korrekt – Gerechtigkeit ist mir wichtig und Wertschätzung. Ich bin privat wie beruflich authentisch und ich bin und bleibe mir treu. Ich liebe meine Familie, Musik und Sport. Sie sorgen auch für meine Balance.

Schwarz: Wann und warum hast du dich für den Beruf der Pflegehelferin entschieden?

Pummer: Ich habe erst mit 46 Jahren die Ausbildung zur Pflegehelferin gemacht. Eigentlich bin ich gelernte Drogistin. Aufgrund eigener Erfahrungen in meiner Familie habe ich gespürt, dass ich ältere Menschen gut verstehe und daher gut für und mit ihnen arbeiten kann.

Schwarz: … und warum arbeitest du seit April 2007 in den GGZ?

Pummer: Ich habe beim bfi die Ausbildung gemacht und bei der Prüfung hat der Leiter der Kommission gesagt, dass sich jede Einrichtung sehr freuen kann, wenn ich dort arbeite. In der Kommission war auch Frau Ursula Fruhmann, ehemalige Pflegedienstleiterin der GGZ. Sie hat mir sofort eine Stelle angeboten und ich habe sie angenommen. Seitdem arbeite ich im Pflegewohnheim Aigner Rollett.

Schwarz: Du hast auch als Alltagsbetreuerin unsere Bewohner:innen begleitet. Welche Erfahrungen hast du da gemacht?

Pummer: Als wir das Pilotprojekt starteten ein Pflegewohnheim der 4. Generation zu führen, wollte ich diese Funktion ausprobieren. Sie gab die Möglichkeit viel mit den Bewohner:innen zu unternehmen, sie zu begleiten und vieles mehr. Gemeinsam mit der/den Pflegeassistent:in in einer Wohngemeinschaft zu arbeiten das hatte viele Vorteile.

Schwarz: Welche Schwerpunkte hast du da zum Beispiel gesetzt?

Pummer: Ich liebe Musik und singe auch selbst in einem Chor. Mit den Bewohner:innen zu singen, hat etwas Besonderes. Die „alten Leut“ kennen die alten Lieder – kennen die Melodien und Texte. Sie blühen richtig auf. Vor Corona habe ich das auch einmal im Monat weitergeführt. Bekannte von mir haben uns dazu mit Gitarre und Ziehharmonika begleitet.

Schwarz: Was waren die Gründe, dass du jetzt wieder als Pflegeassistentin arbeitest?

Pummer: Leider wurden die Alltagsbetreuer:innen nach dem Pilotprojekt auf mehrere Wohngemeinschaften aufgeteilt. Aus diesem Grund konnte ich mich nicht mehr so um den einzelnen Bewohner kümmern. Da habe ich mich entschlossen, wieder als Pflegeassistentin zu arbeiten. Da bin ich nämlich näher am Menschen.

Foto mit Dekoration: „Ein fröhliches Willkommen!“

Schwarz: Du hast auch eine Hospizausbildung. Warum war diese Weiterbildung für dich wichtig?

Pummer: Sterbebegleitung ist genauso schön wie schwer. Die Menschen wissen – sie spüren – von wem sie sich begleiten lassen möchten. Ich habe für mich gespürt, dass ich das kann und habe darum privat diese Ausbildung gemacht. Mein Praktikum habe ich bei Frau Petra Valda in unserem Hospiz gemacht.

Schwarz: Wäre das nicht auch ein sehr guter Wirkungsbereich für dich?

Pummer: Ja, auf jeden Fall – aber die Sterbebegleitung brauchen auch Menschen im Pflegewohnheim und die kenne ich ja auch sehr gut. Darum habe ich mich entschieden im „Aigner Rollett“ zu bleiben.

Schwarz: Diese Entscheidung freut ganz sicher „deine“ Bewohner:innen!

Pummer: Ja, und alle sind traurig, dass ich mit April 2022 in den Ruhestand gehe. Eine Bewohnerin sagt sogar „Ich feiere noch meinen 90er mit dir und dann will ich sterben, weil du gehst!“

Schwarz: So ein Satz berührt sehr – ist er aber nicht auch schwer auszuhalten?

Pummer: Wenn man – so wie ich – einfach mit dem ganzen Herzen dabei ist, die entsprechende Ausbildung und auch die langjährige Erfahrung hat, dann sind das die Momente, warum man in diesem Beruf bleibt.

Schwarz: Deine Erfahrungen gibst du auch als Mentorin weiter?

Pummer: Ja, es ist mir ganz wichtig, das Schüler:innen, Praktikant:innen und neue Kolleg:innen gut eingeführt und begleitet werden. In der Pflege zu arbeiten, heißt nicht nur das Gelernte umzusetzen, sondern auch Beziehung aufzubauen und zuzulassen. Das ist auch der Grund, warum ich noch meine aktive Zeit um 1 ½ Jahre verlängert habe.

Schwarz: Wir spazieren gerade durch deine Wohngemeinschaft „Franziskanerplatz“, die mich so fröhlich und bunt „willkommen“ heißt.

Pummer: Ich dekoriere so gerne und für die Bewohner:innen ist es so wichtig, dass sie die Jahreszeiten, die Anlässe auch sehen und spüren.

Schwarz: Wir treffen gerade auch unseren Kollegen, Herrn Markus Weidmann, den du als Mentorin begleitest. Herr Weidmann bestätigt auch: „Ich arbeite sehr gerne mit Gabi und schätze ihr Wissen und ihre Persönlichkeit“.

Schwarz: Liebe Gabi, aufgrund deiner langjährigen Erfahrung, was braucht es, damit mehr Menschen wieder in der Pflege arbeiten wollen?

Pummer: Es braucht Lösungen, damit wir wieder mehr Zeit für die Bewohner:innen haben. Zu wenig Personal – auch aufgrund der gesetzlichen Personalschlüssel – fördert oft das Gefühl des „Alleinsein“ bzw. des „Allein-gelassen-Sein“ mit der Arbeit, den steigenden Anforderungen, den eigenen Gefühlen, der Müdigkeit usw. Da sollte – da muss – endlich etwas passieren.

Schwarz: Würdest du dich für den Beruf wieder entscheiden?

Pummer: Ja, definitiv! Ich bekomme so viel zurück – ich höre oft von Kolleg:innen und Bewohner:innen: „Du bist so ruhig, du strahlst eine Ruhe aus!“ Ich nehme mir – trotz vieler Ansprüche – die Zeit. Die Zeit für eine Berührung, die Zeit für ein Gespräch.

Schwarz: Ich spüre diese – deine – Ruhe auch. Danke für dieses Gespräch und danke, dass du als Pflegeassistentin den Alltag unser Bewohner:innen so bereicherst hast.

Autorin:
Irene Schwarz
Stabsstelle Human Resources

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